Meine Ziele 2020

Transgermany 2020

Epilog: Das große Finale

Es ist der let­zte Tag unser­er lan­gen Reise. Über 1000 Kilo­me­ter liegen hin­ter und gemütliche Fün­fzig vor uns. Ganz entspan­nt rollen wir ein­mal über die Insel Rügen. Das Ziel ist das Haus von Roberts Oma. Wir bei­de ken­nen das Möchnsgut aus Kinderta­gen: Robert, weil er dort seine Som­mer­fe­rien ver­bracht hat und ich, weil wir als ich klein war, das Revi­er mit dem Segel­boot erkun­det haben.
Ganz in Ruhe pack­en wir an diesem Mor­gen ein let­ztes Mal unsere Schlaf­säck­en und das Gepäck auf die Räder. Bei ein­er guten Tasse Kaf­fee schauen wir über den ruhi­gen Jas­munder Bod­den und löf­feln unser Por­ridge.
Trotz der Stra­pazen der let­zten zwei Tage sind wir gut gelaunt und erstaunlicher­weise recht fit. Es fühlt sich wie ein Siegeszug an, als wir über den Rügen­damm rollen. Selb­st ein klein­er defekt am Hänger kann uns die gute Laune nun nicht mehr nehmen. Ein los­er Splint wird kurz­er­hand mit Panz­er­tape fix­iert und weit­er geht es. Beim erst­besten Bäck­er gön­nen wir uns ein gutes Stück Blechkuchen und ein Bier. Warum auch nicht?
Rügen ist für Fahrrad­fahrer ein echt­es Paradies.

Mei­det man die Haupt­straßen, so radelt man unter ural­ten Alleen, die rechts und links von Mohn, Getrei­de und Korn­blu­men gesäumt sind.
Zum Mit­tag erre­ichen wir schließlich Put­bus. Während wir uns eine Piz­za am Bahn­hof gön­nen, schauen wir dem rasenden Roland zu. Diese his­torische Dampfloko­mo­tive ist eines der Wahrze­ichen der Insel und ihr markantes „TschutTschu­u­ut“ hört man über das gesamte Mönchsgut hin­weg.
Die let­zten Meter sind Genuss­radeln pur. Mit Blick auf das Meer und die Insel Vilm fahren wir auf einem asphaltierten Rad­weg immer die Küste ent­lang Rich­tung Moritz­dorf. Hier set­zten wir per Rud­er­boot über. Es ist die kürzeste Fährverbindung Deutsch­lands. So kurz, dass manche Radler selb­st hinüber­schwim­men, während der Fährmann die Räder hin­ter­her schip­pert.
Unsere Erfrischung muss jedoch noch etwas auf sich warten lassen. Zwis­chen uns und unserem Zielort liegt noch ein let­zter steil­er Anstieg. Selb­st der Wind ist nun auf unser­er Seite und schiebt uns den Hügel hin­auf.

Dann ist es endlich soweit, nur noch ein paar hun­dert Meter und es ist geschafft. Es ist ein komis­ch­er Mix aus Gefühlen der einen in diesem Moment begleit­et: Stolz, Freude, Erle­ichterung, Nos­tal­gie und vielle­icht auch ein wenig Wehmut, dass dieses Aben­teuer nun dem Ende ent­ge­gen geht. Wir sind uns trotz­dem sich­er, dass die feucht­en Augen nur von der steifen Brise oder einem Körnchen Ost­seestrand­sand stam­men kön­nen.
So rollen wir die Beton­plat­ten bis zum reedgedeck­ten Haus von Roberts Großel­tern hin­unter, stellen die Räder hin­term Haus ab und sprin­gen in die Ost­see. Ein paar Tage wer­den wir uns hier noch erholen, ehe Robert in die Heimat und ich rüber nach Rügen zum Boot mein­er Eltern weit­er­fahre.

Es ist schon erstaunlich, wie wenig man doch für ein Aben­teuer braucht. Nur ein paar Klam­ot­ten, Ein wenig Campin­gaus­rüs­tung, zwei Fre­unde und eine ver­rück­te Idee. Noch ver­rück­ter ist, dass all das auf zwei Räder passt und man so aus eign­er Kraft Deutsch­land durch­queren kann.
Wenn man uns fragt, was wir anders machen wür­den ist die Antwort: Nicht viel. Mehr Zeit und weniger Gepäck wären schön gewe­sen. Aber anson­sten war es all die Stra­pazen, den Muskelkater und die Höhen und Tiefen wert. Was bleibt ist ein unvergesslich­es Erleb­nis und die Lust aufs näch­ste Aben­teuer.

Euer Felix