Transgermany Part I

Transgermany 2020

Part I: Aller Anfang ist schwer

Es ist der Mor­gen des ersten Tags unser­er Tour quer durch Deutsch­land. Wir waren bere­its am Vortag angereist. Während Robert von sein­er Frau Kathrin mit dem Auto gebracht wurde, hat­te ich das Vergnü­gen, Fahrrad und Anhänger im Zug zu trans­portieren. Ihr kön­nt mir glauben, mit 30 kg Gepäck ist das schon ein Aben­teuer für sich.
Über­nachtet hat­ten wir in ein­er kleinen Finnhütte auf einem Zelt­platz direkt am Bodensee. Was zwar malerisch klingt, dank ein­er Menge Camper aber ziem­lich über­füllt war.
Nun saßen wir zu dritt beim Früh­stück und ließen es uns noch ein­mal gut gehen. Allerd­ings waren wir auch etwas unruhig, ob der Vor­freude auf das was vor uns lag. Nach­dem Robert und Kathrin sich ver­ab­schiedet hat­ten, schwan­gen wir uns schließlich auf die Bikes und radel­ten los.
Zur Eingewöh­nung hat­ten wir uns an diesem Tag keine zu große Dis­tanz vorgenom­men. Vor uns lagen 64 Kilo­me­ter, jedoch auch die Schwäbis­che Alb und mit ihr mehrere knack­ige Anstiege. Schon kurz nach Lud­wigshafen ging es steil bergauf. Selb­st im leicht­esten Gang, war das für mich mit meinem Anhänger Schw­er­star­beit. Auch Robert hat­te ordentlich zu stram­peln.
Den Vor­mit­tag ging es stetig bergauf und bergab. Über den Tag verteilt soll­ten wir heute über 900 Höhen­meter sam­meln. Immer wieder macht­en wir kleine Pausen, um zu fotografieren und zu fil­men.

So kamen wir nur langsam voran und erre­icht­en nach 30 Kilo­me­tern am frühen Nach­mit­tag Beuren an der Donau. Gesäumt von schrof­fen Klip­pen, schlän­gelte sich der Rad­weg nun immer ent­lang des Donau­tals. Auf gefühlt jedem zweit­en Gipfel thron­ten Bur­gen, Schlöss­er oder Ruinen. Alles in allem ein­er der schön­sten Rad­wege, die mir seit langem untergekom­men sind.
Ent­ge­gen der Wet­ter­vorher­sage blieb es zum Glück den ganzen Tag trock­en. Und wider Erwarten kam gegen Abend sog­ar die Sonne zum Vorschein. Es war bere­its gegen 18 Uhr. Außer etlichen Energieriegeln und ein paar Weißwürsten, hat­ten wir heute noch kaum etwas gegessen. Also macht­en wir in ein­er zün­fti­gen Wirtschaft halt. Die fre­undliche Kell­ner­in emp­fahl den Ros­t­brat­en. Es sei wohl der Beste in der Gegend. Keine Ahnung ob es an unserem Hunger, dem gemütlichen Bier­garten oder dem kalten, alko­hol­halti­gen Hopfengetränk lag. Aber tat­säch­lich war das Essen ein Gedicht. Und so schlu­gen wir uns selig die Bäuche voll.
Zum Glück waren es anschließend nur noch ein paar Kilo­me­ter. Pünk­tlich zum Son­nenun­ter­gang erre­icht­en wir unser Ziel. Unser Plan war es, diese Nacht im Freien zu Über­nacht­en. In der Nähe von Sig­marin­gen gibt es ein paar Höhlen, die genü­gend Schutz und Platz boten, um hier die Schlaf­säcke auszurollen. So baut­en wir im Schein der Fahrrad­lampe unser Nacht­lager auf und schliefen auch bald darauf ein.

Der näch­ste Tag begrüßte uns mit einem fan­tastis­chen Nebel­mor­gen. An einem Aus­sicht­spunkt auf ein­er kleinen Anhöhe baut­en wir den Kocher auf. Das Früh­stück bestand aus Hafer­brei und Instan­tkaf­fee. Der Stan­dard für die kom­menden zwei Wochen. Aber irgend­wie gehört das für mich zum Fahrradurlaub dazu. Genau­so wie sich mor­gens in die kalten, klam­men und „wohlriechen­den“ Bikeklam­ot­ten zu zwän­gen.  Nun gut, spätestens nach ein paar Metern auf dem Rad ist auch das halb so wild.
Unser Ziel für heute war ein Hos­tel in Ulm. Vor uns lagen knapp 100 Kilo­me­ter. Allerd­ings ohne nen­nenswerte Stei­gun­gen.
 Obwohl wir uns immer noch auf dem Donau­rad­weg befan­den, sahen wir diese nur spo­radisch. Gesäumt von bun­ten Wiesen und tief­grü­nen bis goldgel­ben Korn­feldern, führte uns unsere Route häu­fig fernab der Donau durchs Hin­ter­land. Zwis­chen­drin macht­en wir ab und an Halt, um uns ein schat­tiges Plätzchen zu suchen, Mit­tag zu essen oder die Füße ins kalte Nass zu hal­ten.
Der mor­gendliche Nebel war schnell ver­zo­gen und die Sonne stand schon bald hoch am Him­mel.

Was auf der einen Seite wun­der­schön ist, kann für den Rad­fahrer auch sehr ermü­dend sein. In der Donauebene hat­ten wir so gut wie keinen Schat­ten und die Tem­per­a­turen klet­terten stetig. Ich habe nicht genau mit­gezählt. Aber ich schätze, jed­er von uns hat an diesem Tag gut und gerne fünf Liter Wass­er ver­braucht. Hinzu kam unser Fre­und der Gegen­wind, der uns auf unser­er Reise sehr oft die Ehre erweisen würde.
Wir bei­de waren schließlich heil froh, als wir gegen Abend am Hor­i­zont den Ulmer Mün­ster erblick­ten. Trotz­dem wir sichtlich erschöpft waren, genossen wir die let­zten 10 Kilo­me­ter ent­lang der Donau und durch die wun­der­schöne Alt­stadt Ulms.
Nach­dem wir die Räder sich­er im Hos­tel ver­staut hat­ten, schlen­derten wir zu Fuß noch etwas durch die Straßen und ließen uns in ein­er Kneipe direkt am Wass­er mit Blick auf den Mün­ster nieder. Zur Beloh­nung gab es als Sun­down­er einen Aper­ol und ein saftiges Steak. Viel mehr war für heute aber nicht mehr drin. Und so fie­len wir völ­lig erschöpft schon früh ins Bett.
Wie es am näch­sten Tag dann weit­er ging, erfahrt Ihr im näch­sten Beitrag.

Euer Felix