Meine Ziele 2020

Transgermany 2020

Part III: Why does it always rain on me?

Es gibt ein komis­ches Phänomen, wenn man eine Radreise untern­immt. Der All­t­ag beste­ht aus schlafen, essen, rad­fahren und pack­en — immer im Wech­sel, täglich von vorn. So hat­ten wir bere­its jet­zt nicht mehr im Blick, welch­er Wochen­tag war. Vielmehr began­nen wir unsere Zeitrech­nung ab dem Start­tag. Somit waren wir bei Tag 5 ange­langt.
Und dieser hielt für uns drei Dinge bere­it: Regen, Gegen­wind und Höhen­meter. Da kommt man schon mal ins Grü­beln, warum man sich den Quatsch eigentlich antut. Aber wie sagt Dori aus „Find­et Nemo“ so schön: „Wenn ihm nichts passiert, passiert ihm ja gar nichts.“
Getreu diesem Mot­to mussten wir bere­its nach weni­gen Kilo­me­tern Halt machen. Roberts Kas­sette hat­te sich gelock­ert und uns blieb nichts weit­er übrig, als den näch­sten Rad­laden anzus­teuern. Bei der Gele­gen­heit besorgten wir uns auch gle­ich noch lustige, neon­gelbe Über­schuhe, die unsere Füße trock­en hiel­ten — naja oder nach ein paar Stun­den zumin­d­est noch warm. Das Erstaunliche ist, dass bis auf dieses Acces­soire unsere Aus­rüs­tung prak­tisch kom­plett war und wir tat­säch­lich nichts vergessen hat­ten. Das ist bei uns zwei Chaoten schon eine Leis­tung.
Unser Ziel für heute war Fürth. Nasse 70 Kilo­me­ter und über 700 Höhen­meter ging es quer durch Bay­ern oder wie wir lern­ten — Franken. Tat­säch­lich kamen wir auf unser­er Route durch sehr hüb­sche Städtchen, wie Feucht­wan­gen oder Ans­bach. Irgend­wie kon­nten wir das Sight­see­ing aber nur bed­ingt genießen.
Während zu Beginn der Rad­weg wun­der­bar asphaltiert war, wurde daraus gegen Ende eine Schot­ter­piste.

So waren wir schlussendlich nicht nur kom­plett durchgewe­icht, son­dern auch von oben bis unten mit Schlamm bedeckt. Eigentlich hat­ten wir geplant in ein­er nahegele­ge­nen Schutzhütte die Nacht zu ver­brin­gen. Doch es sollte anders kom­men.
Nach­dem wir mitlei­dsvoll in einem net­ten Wirtshaus abgewiesen wur­den, weil dank Coro­na die Plätze in den Gas­tronomien sehr begren­zt waren, fan­den wir schließlich in einem indis­chen Restau­rant Zuflucht. Aber wie der Zufall so will, war genau das unser Glück. Mit der Aus­sicht auf weit­ere Regen­t­age ver­sucht­en wir ger­ade das let­zte biss­chen Moti­va­tion zusam­men­zukehren, das uns geblieben war. Da sprach uns ein Mann vom Neben­tisch an. Er stellte sich als Michael vor und hat­te draußen unsere voll­bepack­ten Bikes gese­hen. Er und seine Frau waren selb­st pas­sion­ierte Reis­er­adler und er inter­essierte sich für unsere Tour. Als er erfuhr, wo wir dieN­acht schlafen woll­ten, bot er uns kurz­er­hand an bei ihm zu über­nacht­en. Robert und ich sahen uns an und über­legten. Als dann aber noch die Worte „heiße Dusche“, „Waschmas­chine“ und „Hob­bykeller“ fie­len, ent­fuhr uns bei­den ein erle­ichtertes „Ja!“.
Ein, zwei Stun­den später standen unsere Bikes abge­spült im Trock­e­nen, wir saßen frisch geduscht auf dem Sofa, während im Keller die Waschmas­chine ihren Dienst tat. Gemein­sam mit Michael und Valerie ver­bracht­en wir den Rest des Abends mit Geschicht­en über ver­gan­gene Radreisen und die Schön­heit des franzö­sis­chen Südens. Für solche Men­schen und Momente weiß man dann doch wieder, warum man sich das alles antut.

Am näch­sten Mor­gen hat­te es etwas aufgeklart. Zwar hin­gen immer noch graue Wolken am Him­mel, aber es blieb trock­en. Bevor wir jedoch los­fuhren, ging es noch daran den ersten Reifen zu flick­en. Der Anhänger hat­te mir die Schot­ter­pis­ten wohl etwas übelgenom­men. Aber auch das war schnell erledigt.
Dankbar ver­ab­schiede­ten wir uns von Michael und Valerie und starteten zu unser­er bis dato läng­sten Etappe. Ziem­lich genau 140 Kilo­me­ter tren­nten uns von unserem näch­sten Ziel und dem ersten echt­en Pausen­tag. Es war wie eine Feuer­probe. Soll­ten wir das über­ste­hen, so war uns bei­den klar, wäre es gar nicht so unwahrschein­lich, dass wir es tat­säch­lich bis an die Küste schafften. Aber dafür hieß es stram­peln und zwar so viele Kilo­me­ter bis zum Mit­tag wie möglich. Was uns in die Karten spielte, war der Main-Donau-Kanal. Es ging prak­tisch dutzende Kilo­me­ter ohne jede Stei­gung, fast immer ger­adeaus. Und dann war da noch etwas, mit dem wir gar nicht gerech­net hat­ten: Wind und zwar von der Seite. Das war für uns nach Tagen gegen an schon fast so schön wie Rück­en­wind.

So schafften wir es noch vor dem Essen bis nach Bam­berg. Hier luden wir die Kohlen­hy­drat­spe­ich­er ordentlich auf und schwan­gen uns wieder aufs Rad. Für die Schön­heit der Stadt hat­ten wir heute lei­der keinen Blick. Dafür lief es ein­fach zu gut.
So durch­querten wir Nord­bay­ern prak­tisch in einem Ritt. Gegen Abend erre­icht­en wir nach fast acht Stun­den im Sat­tel schließlich die Gren­ze zu Thürin­gen. Unser Ziel für heute war Son­neberg, wo Bernd und Gudrun, unsere Gast­ge­ber, schon mit ein­er gepflegten Ros­t­bratwurst und einem kalten Bier auf uns warteten.
Am Fuße des Thüringer Waldes wür­den wir den näch­sten Tag ein­fach mal nicht radeln. Aber das hat­ten wir uns auch redlich ver­di­ent.
Wie es danach weit­er geht? Das erfahrt Ihr im näch­sten Beitrag.

Euer Felix