Meine Ziele 2020

Transgermany 2020

Part IV: Thüringer Wald

Die erste Woche unser­er Reise lag hin­ter uns. Über 500 Kilo­me­ter waren bere­its geschafft. Mit der Gren­ze zwis­chen Bay­ern und Thürin­genüber­querten wir zudem auch die ehe­ma­lige Gren­ze zwis­chen Ost und West. Am Ende spielte das aber eigentlich keine Rolle. Wie wir lern­ten, war das näm­lich eh alles Franken­land.
Am Fuße des Thüringer Waldes legten wir einen Pausen­tag ein. Den Vor­mit­tag ver­bracht­en wir damit, unsere Räder gründlich zu reini­gen und eine Bestand­sauf­nahme zu machen.
Bei mir mussten lediglich die vorderen Brems­beläge gewech­selt wer­den. Das hat­te sich allerd­ings schon vor unser­er Reise angekündigt. Die Bergab­pas­sagen mit dem erhöht­en Gewicht des Anhängers hat­ten ihnen dann den Rest gegeben. Außer­dem hat­te sich schein­bar beim An- und Abset­zen des Anhängers eine der Auf­nah­men etwas ver­zo­gen. Alles in allem aber lös­bare Prob­leme. Was uns etwas mehr Sor­gen bere­it­ete, war Roberts Gepäck­träger. Der zeigte durch die Rei­bung der Rad­taschen an den Berührungspunk­ten schon ordentlich Ver­schleiß. Man mag nicht glauben, was Zeit, Schmutz und Bewe­gung so alles anstellen kön­nen. Aber tat­säch­lich war gefühlt ein knap­per Mil­lime­ter Alu herun­tergeschlif­f­en wor­den. Doch wie so oft, lösten wir auch dieses Prob­lem pro­vi­sorisch mit ein­er guten alten Rolle Panz­er­tape. Mal sehen, wie lange das gut gehen würde.

Anson­sten ver­strich der Tag recht unspek­takulär. Bei einem oder auch zwei gemütlichen Bieren ließen wir uns im Garten unser­er Gast­ge­ber die Sonne auf den Bauch scheinen. Bernd drehte mit uns dann noch eine Runde durch Son­neberg. Die Spielzeugstadt mit ihren schiefergedeck­ten Back­stein­häusern hat schon ihren ganz eige­nen Reiz. Außer­dem hat­te man von den nahegele­ge­nen Bergen einen wun­der­baren Blick über das Franken­land. So kon­nten wir ein wenig Revue passieren lassen, wie weit wir eigentlich schon gekom­men waren.
Am näch­sten Mor­gen stiegen wir erholt, mit frisch gewasch­enen Sachen und aufge­füll­ten Vor­räten auf unsere sauberen Räder. Manch­mal sind es eben die kleinen Dinge, die einen Reis­er­adler glück­lich machen.
Vor uns lagen läp­pis­che 55 Kilo­me­ter allerd­ings auch der Rennsteig. Knappe 700 Höhen­meter wür­den wir auf dieser eher kurzen Etappe klet­tern. Wir waren hochmo­tiviert und so stram­pel­ten wir los.
Nach nur weni­gen Minuten hiel­ten wir aber schon wieder an. Der Regen hat­te erneut einge­set­zt und so wur­den erst ein­mal die Regen­klam­ot­ten ange­zo­gen. Danach ging es im Sch­neck­en­tem­po immer bergauf. Trotz der Hür­den, die sich uns in den Weg stell­ten, waren wir gut gelaunt. Dank der Anstiege war uns warm. Zudem hat­ten die nebelver­hangenen Dör­fer und tief­grü­nen Tan­nen­wälder einen ganz eige­nen Reiz. Robert kon­nte kaum aufhören Bilder zu schießen.

Auf der Hälfte des Anstiegs mussten wir dann aber erst­mal eine Zwangspause ein­le­gen. Robert hat­te einen Plat­ten. Während er den Reifen flick­te, merk­te ich, wie kalt es eigentlich war, sobald man nicht mehr radelte. Das Ther­mome­ter zeigte keine 15 Grad.
Als wir weit­er­fuhren, war ich froh, dass es wieder bergauf ging — und zwar richtig. Es kamen Anstiege von bis zu 16 % und schon ab 10% Stei­gung kon­nte ich nur noch im kle­in­sten Gang fahren. Meine Ober­schenkel bran­nten und meine Trit­tfre­quenz kam gefühlt fast zum Erliegen. Aber der Ehrgeiz war größer als der Schmerz. So schafften wir es ohne ein­mal zu schieben bis zum Mit­tag hin­auf zum Rennsteig.
Hier gön­nten wir uns erst mal ein deftiges Mit­tagessen und trock­neten so gut es ging unsere klam­men Klam­ot­ten. Als wir uns anschließend auf die Räder schwan­gen, ging es zur Beloh­nung erst­mal ein ganzes Stück bergab. Der Regen peitschte uns dabei zwar immer noch ins Gesicht, kon­nte uns das Grin­sen aber nicht nehmen. Kurzzeit­ig kam ich selb­st mit Anhänger über 40 km/h. Ein Glück hat­te ich die Brem­sen noch erneuert, dachte ich bei mir.
Der Rest der Tour war dann eher entspan­nt. Ent­lang der Loquitz roll­ten wir Rich­tung Saalfeld.

Auch der Regen hat­te nachgelassen.Zum Ende hin ging es noch ein­mal ein wenig bergauf und es eröffnete sich uns ein ver­trauter Anblick — der Hohen­wartes­tausee. Tat­säch­lich hat­ten wir hier vor eini­gen Jahren Roberts Junge­sel­len­ab­schied gefeiert und ver­ban­den somit ein paar amüsante Erin­nerun­gen mit diesem Ort.
Bei Kaf­fee und Kuchen ließen wir unseren Blick über die Stau­mauer schweifen und über­legten, wo wir heute Abend die Schlaf­säcke aus­rollen soll­ten. Da set­zte, dankenswert­er Weise, der Regen wieder ein und zwar nicht zu knapp. Der Wirt wollte ger­ade schließen und wir fragten, ob wir noch bleiben durften, bis der Regen weniger würde. Daraufhin meinte er, wir kön­nten seinetwe­gen am über­dacht­en Rast­platz hin­ter der Kneipe die ganze Nacht ver­brin­gen. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.
Kurze Zeit später köchel­ten im Topf die Nudeln. Nach ein­er großen Por­tion Pas­ta mit Pesto roll­ten wir unter der Bank unser­er Schlaf­säcke aus und macht­en es uns gemütlich. Eine Zeit­lang hielt uns noch das Schein­wer­fer­licht vor­beifahren­der Autos wach. Doch irgend­wann siegte die Müdigkeit und wir schliefen selig ein.
Was der näch­ste Tag brin­gen würde? Das erfahrt Ihr im näch­sten Beitrag.

Euer Felix