Transgermany 2020
Part V: Es kommt immer anders…

Es war ein herrlicher Morgen am Hohenwartestausee. Der Regen hatte dichten Nebel hinterlassen, der langsam aufklarte. Darüber kam die Morgensonne zum Vorschein und tauchte alles in ein magisches Licht. Für mich als Fotografen perfektes Wetter. So konnte ich mit der Drohne ein paar herrliche Aufnahmen vom See machen. Leider sollte der Rest des Tages nicht ganz so perfekt verlaufen.
Am Vormittag rollten wir noch frohen Mutes die nördliche Flanke des Thüringer Waldes hinunter. Entlang des Orlaradweges ging es Richtung Saale.Leider machte meine Achillessehne immer mehr Probleme. Scheinbar hatte sie die 140 Kilometer Richtung Sonneberg und den kräftezehrenden Anstieg hinauf zum Rennsteig nicht gut vertragen. Nur mühsam kamen wir voran. Der Plan war ursprünglich 120 Kilometer bis kurz vor Halle zu radeln. Um die Mittagszeit hatten wir aber nicht einmal 40 Kilometer auf dem Tacho.
Nach einem deftigen Rostbraten und einem kühlen Bier waren meine Tanks zwar wieder aufgefüllt, aber diese Tour hatte noch ein paar Überraschungen im Petto.
Als wir nach dem Essen an der Saale weiterfuhren, verschlechterte sich der Untergrund zunehmend.
Und mit dem schlechter werdenden Radweg sank nicht nur unsere Durchschnittsgeschwindigkeit, sondern auch unsere Laune. Immer wieder musste Robert auf mich warten. Durch Wurzeln und Schlaglöcher wurde ich mit meinem Anhänger kontinuierlich ausgebremst. Dann handelte sich Robert auch noch einen Platten ein, was nicht unbedingt dazu beitrug, dass sich unsere Stimmung aufhellte. Während Robert mit seinem Reifen herumhantierte und ich mit Müsliriegeln versuchte meine Motivation wieder herzustellen, wurden wir von einem neugierigen Radler ausgefragt. Er erzählte uns, dass es einen sehr schönen Zeltplatz bei Porstendorf kurz hinter Jena gäbe.Aber wir winkten ab. Schließlich würden wir bis dort an diesem Tag nur 70 Kilometer geschafft haben. Also verabschiedeten wir uns von unserem gesprächigen Gefährten und strampelten weiter. In der Ebene vor Jena blies uns der Wind ins Gesicht. Robert fuhr etwas voraus, wie das eben manchmal so ist auf einer Radreise. Kurz bevor wir Jena erreichten, wurde er plötzlich langsamer. Er hatte wieder einen schleichenden Platten. Da ihm nach der Panne am Vortag mittlerweile die funktionsfähigen Schläuche ausgegangen waren, blieb uns nichts anderes übrig, als in Jena halt zu machen.
So saßen wir eine halbe Stunde später an einer Tankstelle und flickten die defekten Schläuche im Akkord. Es war bereits kurz vor 16.00 Uhr und wir waren gerade mal bei Kilometer sechzig angekommen. Selbst wenn wir jetzt die Zähne zusammenbeißen und durchziehen würden, wären wir erst sehr spät abends an unserem Ziel. Da geplant war, wild zu campen, hatten wir jedoch nicht einmal ein konkretes Ziel vor Augen. Und meine Achillessehne wurde immer lauter.
Frustriert resignierten wir. Schließlich war der erwähnte Campingplatz nur noch 10 Kilometer entfernt und bot zudem ein paar gemütliche Finnhütten. Also machten wir noch beim Rewe halt, kauften Schokolade für die Seele und Kinesiotape für meine Hachse.
Mit der Aussicht auf eine feste Unterkunft rollten sich die letzten 10 Kilometer fast wie von selbst. Kurz überlegte Robert noch, ob wir nicht vielleicht doch weiter sollten. Aber als wir am Horizont das nächste Gewitter aufzogen sahen, war die Entscheidung gefallen.
Zu unserer Freude hatte der Campingplatz sowohl einen Badesee, als auch einen Biergarten. Was also macht man da als erschöpfter Radler? Man fährt eine Runde Tretboot, springt ins Wasser und trinkt danach ein kaltes Bier. Das beste Heilmittel, um ein geknicktes Ego zu flicken.Nachdem wir mit Hilfe eines Freundes und einer Anleitung aus dem Internet meinen Fuß versorgt hatten, kochten wir im Schutz unserer Finnhütte wieder mal Nudeln. Von oben prasselte ein Schauer aufs Dach, während wir einen Plan für die kommenden Tage schmiedeten.Um die verlorenen Kilometer wieder gut zu machen, mussten wir die Route ändern. So würde es anstatt über Potsdam nun zu meinen Eltern nach Brandenburg gehen. Außerdem wählten wir den direktesten Weg und versuchten Schotterpisten so gut es ging zu vermeiden. Das sollte uns die Möglichkeit geben so schnell voran zu kommen, dass wir in zwei Tagen dort sein würden.
Ob unser Plan aufgeht, erfahrt Ihr dann im nächsten Beitrag.
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